Die Alpzeit ist vorbei. Und sie war fast überall von Trockenheit geprägt. Vielen Alpen ging das Wasser aus und musste teils gar per Helikopter eingeflogen werden. Um dies in Zukunft trotz Klimawandel zu verhindern, zeigen die Schweizer Berghilfe und die landwirtschaftliche Beratungszentrale Agridea auf, mit welchen Massnahmen Alpbetriebe jetzt für kommende Hitzesommer vorbeugen können. Dabei kann die Schweizer Berghilfe mithelfen, grosse Investitionen zu finanzieren.
Ohne Wasser läuft nichts auf der Alp. Nicht nur das Vieh hat Durst, auch Betriebe wie Alpkäsereien und Alpbeizen sind auf genügend Wasser angewiesen, das zudem noch sauber sein muss. Bislang war Wasser in den meisten Bergregionen der Schweiz mehr als genug vorhanden. Doch der Klimawandel bringt vermehrt lange Trockenperioden und Hitze. Fehlt dann wegen wenig Schneefall im Winter auch noch das Schmelzwasser – dann sitzen plötzlich auch Alpen auf dem Trockenen, die früher nie mit Wassermangel zu kämpfen hatten.
Vor diesem Hintergrund wird ein sparsamer Umgang mit Wasser und eine clevere Wassersammlung und -verteilung auf den Alpen immer wichtiger. Was ist zu tun, um die neuen Herausforderungen meistern zu können? Antworten auf diese Frage liefert eine von der Schweizer Berghilfe und der landwirtschaftlichen Beratungszentrale Agridea initiierte Studie. Dazu nahmen Agridea-Mitarbeitende fünf Alpen aus der ganzen Schweiz unter die Lupe und zeigen auf, mit welchen sehr unterschiedlichen Massnahmen diese die neuen Herausforderungen anpackten. Die Palette reicht dabei von der Erschliessung neuer Quellen über den Bau von Wasserreservoirs oder der Installation einer Solarpumpe bis hin zum Aushub eines Speichersees.
Alp Selamatt im Toggenburg nutzt bei Bedarf Beschneiungsanlage
Auf der Alp Selamatt im Toggenburg schafften neue Reservoirs und der Ersatz des undichten Leitungsnetzes Abhilfe. Ausserdem konnte mit dem benachbarten Skigebiet eine Abmachung getroffen werden, dass bei extremer Trockenheit die Infrastruktur der Beschneiungsanlage genutzt werden darf. Auf der Alp Le Suchet im Waadtländer Jura wiederum waren andere Lösungen gefragt. Dort gibt es kein Oberflächenwasser und es musste schon seit je das gesammelte Regen- und Schmelzwasser ausreichen. Als dessen Menge zurückging, hatte die Alp ein Problem. Ein neuer Speichersee brachte nun eine deutliche Entspannung der Situation. Die drei weiteren vorgestellten Beispiele befinden sich in Muotathal/SZ, Plaffeien/FR und Untervaz/GR.
«Nicht auf den nächsten trockenen Sommer warten»
Die durch den Klimawandel ausgelösten Herausforderungen sind also je nach Region sehr unterschiedlich, doch alle Alpbetriebe in der ganzen Schweiz sind gefordert. «Ich empfehle allen Älplerinnen und Älplern dringend, jetzt die Sicherstellung der künftigen Wasserversorgung anzugehen», sagt Leslie Berger, Projektleiterin Landwirtschaft bei der Schweizer Berghilfe. «Warten Sie nicht auf den nächsten trockenen Sommer! Solche Projekte dauern in der Planung und Umsetzung oft lange.» Das Ziel der Zusammenarbeit der Agridea und der Schweizer Berghilfe ist überall gleich: Älplerinnen und Älpler, aber auch Alpbesitzer und Beraterinnen sollen von den Erfahrungen und dem Wissen dieser fünf zukunftsgerichteten Projekte profitieren können. Die Beschriebe der fünf Alpen und ihrer erfolgreich umgesetzten Projekte findet man unter berghilfe.ch/wasser.
Oft Unterstützung bei der Finanzierung nötig
Die vorgestellten Lösungsansätze haben einige Gemeinsamkeiten. Sie wirken langfristig, und sie erfordern manchmal grosse Investitionen. Diese übersteigen oft die finanziellen Möglichkeiten von Älplerinnen und Älplern oder Alpgemeinschaften. In solchen Fällen übernimmt die Schweizer Berghilfe mit teilweise namhaften A-fonds-perdu-Beiträgen die schwierige Restfinanzierung. Gesuche können direkt online auf berghilfe.ch eingereicht werden.
pd
Die Schweizer Berghilfe ist eine ausschliesslich durch Spenden finanzierte Stiftung mit dem Ziel, die Existenzgrundlagen und Lebensbedingungen der Schweizer Bergbevölkerung zu verbessern. Die Unterstützung der Schweizer Berghilfe löst ein Mehrfaches an Investitionen aus, die primär beim lokalen Gewerbe Wertschöpfung und Arbeitsplätze schaffen. Die Schweizer Berghilfe trägt das Gütesiegel der Stiftung Zewo.