«Wir brauchen Innovationen!»

    HotellerieSuisse – Die Folgen der Pandemie beschäftigen die Branche stark. Aber auch die angespannte Fachkräftesituation sowie gesellschaftliche Trends wie Nachhaltigkeit oder Digitalisierung gehören zu den Herausforderungen, die der Verband und seine Mitglieder mit viel Innovationsgeist und neuen Projekten meistern.

    (Bilder: zVg) Der Anteil der Schweizer Gäste stieg 2020 auf 69 Prozent.

    Die Schweizer Hotellerie hat seit je her ein gutes Image und steht für Qualität, Kundenorientierung und Professionalität und sorgt damit für ganzheitliche Gästeerlebnisse, die national wie international sehr geschätzt werden. So ist es nicht verwunderlich, dass vor der Pandemie die Schweizer Beherbergungsbranche boomte. «2019 stellte die Schweiz mit 45 Prozent aller Übernachtungen das grösste Herkunftsland dar. 55 Prozent der Übernachtungen gingen damals auf das Konto der ausländischen Gäste», so Claude Meier, Direktor HotellerieSuisse. Deutschland war 2019 mit 10 Prozent der zweitwichtigste Markt, gefolgt von den Vereinigten Staaten (6 Prozent) sowie China und dem Vereinigten Königreich (je 4 Prozent). Doch die pandemiebedingten internationalen Reisebeschränkungen haben die Marktverteilung stark verändert. Der Anteil Schweizer Gäste stieg 2020 auf 69 Prozent an. Dazu Meier: «Knapp 90 Prozent aller Logiernächte wurden von Gästen aus der Schweiz, Deutschland, Frankreich, Italien, dem Vereinigten Königreich, Belgien und den Niederlanden generiert. Die Fernmärkte sind seit Anbeginn der Pandemie fast gänzlich eingebrochen.» Obwohl der Schweizer Markt 2021 nochmals gewachsen ist, bleibt Meier realistisch: «Wir werden aufgrund der extremen fragilen epidemiologischen Situation sowie dem Ausbleiben der Gäste aus wichtigen Fernmärkte das Vorkrisenniveau auf längere Zeit hinaus nicht erreichen.»

    Claude Meier, Direktor HotellerieSuisse: «Wir werden aufgrund der extremen fragilen epidemiologischen Situation sowie dem Ausbleiben der Gäste aus wichtigen Fernmärkte das Vorkrisenniveau auf längere Zeit hinaus nicht erreichen.»

    Obwohl der Glanz der Branche Corona bedingt etwas weniger strahlt, ist sie innovativer denn je. Dazu gehört die erstmalige Durchführung des sogenannten Hospitality Summits im letzten Jahr «Trotz, oder gerade wegen der Krise, haben wir als Verband eine Beherbergungskongress mit über 1‘000 Teilnehmenden organisiert, um ein starkes Lebenszeichen für die Branche zu setzen. Zudem lancierten wir mit Unterstützung des SECO ein Coaching-Programm für die Beherbergungsbranche, durch das die teilnehmenden Betriebe fit für die Zukunft gemacht werden.» Weitere Akzente für ein nachhaltiges Tourismusland Schweiz setzt HotellerieSuisse gemeinsam mit Schweiz Tourismus und dem Schweizerischen Tourismusverband.

    Politische Unterstützung auch 2022
    HotellerieSuisse zeichnet sich durch ein starkes Krisenmanagement aus, das die einzelnen Betriebe und die Menschen, die dort arbeiten, in den Mittelpunkt setzt. So hat der Direktor persönlich letztes Jahr über 200 Betriebe in der ganzen Schweiz besucht – ganz nach dem Motto: «In der Krise muss man möglichst nah bei den Menschen sein!» Die vielen unterschiedlichen persönlichen Geschichten, welche er von den Hoteldirektoren oder Generalmanagerinnen hörte, berührten Meier sehr: «Aus jedem Gespräch konnte ich mindestens einen Punkt mitnehmen, um zusammen mit meiner ganzen Crew der nationalen Geschäftsstelle und den 13 HotellerieSuisse-Regionalverbänden an verschiedene Stellen weitere Verbesserungen zu initialisieren.» Für Meier ist klar, dass Innovationen trotz geschwächter finanzieller Basis ermöglicht werden. Hier erwartet die Branche von der Politik auch 2022 die nötige Unterstützung. «Nur so kommen wir vorwärts. Insbesondere im digitalen Bereich müssen wir uns weiterentwickeln und im neuen Marktumfeld positionieren», betont Meier.

    Die politische Stärkung der Berufsbildung und die Förderung des lebenslangen Lernens wird eine zentrale Aufgabe bleiben. Zudem sind Reformen im Sozialversicherungsbereich dringend nötig und stabile und gute Beziehungen zur EU für die Branche zentral. «Wir erwarten, dass die Politik hier das Tempo erhöht und Lösungen präsentiert.»

    Nachhaltigkeit in den Betrieben leben
    Die Beherbergungsbranche setzt sich nicht nur mit dem nachhaltigen Umgang mit endlichen Ressourcen auseinander, sondern lebt ihn auch: «Unserem Bekenntnis zu einem aktiven Klima- und Umweltschutz lassen wir auch Taten folgen. Wichtige Hebel dabei sind etwa energetische Sanierungen und die Bekämpfung von Food-Waste.»

    HotellerieSuisse vermarktet mit der Spezialisierungskategorie «Green Living Hotel» über Schweiz Tourismus gezielt ökologisch nachhaltige Beherbergungsbetriebe. Der engagierte Verband bietet seinen Mitgliedern zudem über sein digitales «Nachhaltigkeits-Hotel» zahlreiche weitere Hilfsinstrumente an, wie sich Beherbergungsbetriebe ökonomisch, ökologisch und sozial erfolgreich im Markt positionieren können.

    Aktuelles Schwerpunktthema für 2022 ist «Future Hospitality», mit dem der Verband die Attraktivität stärken will. Der Hospitality Booster versteht sich als offene Plattform zur Förderung und Begleitung von Innovationsvorhaben. «Damit erhalten unsere Mitglieder die Möglichkeit und Unterstützung, Ideen zu generieren, diese auf vielfältige Weise zu konkreten Innovationsprojekten weiterzuentwickeln und daraus neue Produkte und Dienstleistungen umzusetzen, die einen Mehrwert für sie und die gesamte Branche bieten.» Tourismus ist weltweit ein Wachstumssektor. Darauf basierend, ist Meier überzeugt, «dass wir nach der Pandemie weiter erfolgreich an dieser Entwicklung anknüpfen können, einfach noch digitaler und noch nachhaltiger.»

    Corinne Remund

    www.hotelleriesuisse.ch

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